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Maria Kressler

Reise in den Nordwesten Argentiniens

Im April bereiste Dreamtime Reise-Spezialistin Maria Kressler den Nordwesten Argentiniens. Fasziniert von Land und Leuten kam Sie zurück und erzählt nun ganz persönlich von Ihren Eindrücken. Lassen Sie sich in eine Welt entführen, die noch viel mehr zu bieten hat als Alpakas, Kakteen und Ponchos.

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Ein perfekter Auftakt

Buenos Aires – perfekter Auftakt für eine Reise durch Argentinien. Während drei Tagen verschaffte ich mir einen ersten Überblick über die lebendige und pulsierende Tango-Metropole und deren Umgebung, inkl. einem Abstecher ins Kolonialstädtchen Colonia del Sacramento in Uruguay.

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Die Reise beginnt - Start in Salta

Und hier beginnt Sie nun – die eigentliche Reise in den Nordwesten Argentiniens. Nach einem Flug von rund 2 ¼ Stunden landen wir voller Tatendrang in Salta. Von dieser Region bekannt sind bis dahin nur Bilder mit farbigen Felswänden, interessante Gesteinsformationen und kolonialen Städtchen. Das soll sich während dieser Reise grundlegend ändern.Am Flughafen Salta wartet unsere Reiseleiterin Ingrid bereits auf uns. Während der Fahrt vom etwas ausserhalb gelegenen Flughafen in die Stadt informiert sie uns ausführlich über die lokalen Gegebenheiten. Auf zahlreichen Karten veranschaulicht sie uns den Tourenverlauf der kommenden Tage. Das zentral gelegene Hotel Ayres de Salta dient uns als Unterkunft für diese erste Nacht.

Salta - Cachi

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Auf dem Weg Richtung Süden über Cerrillos, La Merced und El Carril ins grüne Valle de Lerma (Lerma Tal) reihen sich Mais- und Tabakfelder aneinander. Nach einiger Zeit verlassen wir die Teerstrasse und biegen auf eine Schotterstrasse ab. Diese wird schmaler und schlängelt sich neben Flüssen und durch üppig grün bewaldete Landschaft. Die kühle Luft duftet nach Kräutern und aufgewirbeltem Staub. Je höher wir kommen, desto mehr verändern sich die Farben. In der Ferne sehen wir die ersten Kakteen. Immer wieder halten wir an, um die wunderbaren Aussichten auf die grünen Täler und auf die schroffen Felswände zu geniessen. Über eine Serpentinstrasse erreichen wir die Cuesta del Obispo. An deren höchstem Punkt auf 3.348 m befindet sich eine kleine Kirche und die Piedra de Molino (Mühlstein). Wie der Mühlstein dorthin gelangt ist, vermag heute niemand mehr zu sagen, aber Geschichten dazu gibt es viele. Nach Durchqueren der Puna, einer Hochwüste, erreichen wir den Los Cardones Nationalpark mit einem Meer aus Kandelaber-Kakteen, die teilweise bis zu zehn Meter hoch werden können. Diese stacheligen Gesellen, mit ihren nach oben reichenden Armen, sehen in der Tat aus wie Kerzenleuchter. Nur zu nahe sollte man ihnen nicht kommen.

In diesen einsamen Weiten begegnen wir immer wieder wilden Eseln und Alpakas, die in der Sonne grasen. Bevor wir das Kolonialstädtchen Cachi erreichen, passieren wir noch etliche Felder auf denen Paprika zum Trocknen in der Sonne liegt. Beim Aussteigen steigt uns der typische Geruch des edlen Gewürzes in die Nase. Leider kann man diesen mit der Kamera nicht festhalten, dafür aber umso mehr Paprika auf Bildern. Nun meldet sich auch unser Magen zu Wort. In der Hostaria de Cachi, oberhalb der Stadt, lassen wir uns ein ausgezeichnetes und liebevoll zubereitetes Mittagessen schmecken. Nach dem Essen spazieren wir durch die Anlage, wo auch Zimmer vermietet werden und geniessen die schöne Aussicht aufs Städtchen und das Tal. Um den friedlichen Hauptplatz herum befinden sich eine schmucke Kirche, kleine Restaurants und alte Kolonialhäuser mit hoch gelegenen Eingangstüren, die noch auf die Zeit der spanischen Eroberer zurückgehen, weil diese sich ihre Füsse nicht beschmutzen wollten. Unser Hotel La Merced del Alto liegt in einem Tal ausserhalb der Ortschaft. Es wurde im Stil eines alten Herrenhauses erbaut. Bei einem feinen Glas argentinischen Wein und einem guten Essen lassen wir den Abend ausklingen.

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Cachi - Cafayate

Wir werden bereits von Ingrid und Oscar für unsere nächste Etappe erwartet. Diese führt uns durch das Tal von Calchaqui nach Cafayate. Unterwegs besuchen wir eine Poncho-Weber- Familie in Seclantas. Seit Generationen wird das Wissen innerhalb der Familie weitergegeben. Selbst die Kleinsten sind schon eifrig dabei. Auch uns werden die Unterschiede der Wolle und die Webtechniken erklärt. Bei diesen schönen Decken, Läufern und Ponchos können wir nicht nein sagen und nennen nun eine für diese Gegend typische Decke unser eigen. Aus der Ferne sehen wir ihn bereits lange bevor wir den Ort erreichen, den Kirchturm von Molinos. Eine Besonderheit ist das Kirchendach, das aus Kaktusholz gezimmert ist. Hier landen wir mitten in einer Prozession zu Ehren der Heiligen Jungfrau des Tals. Stolz wird von den Dorfbewohnern eine blumengeschmückte Reliquie durch den Ort zur Kirche getragen. In der Hacienda de Molinos wartet bereits ein gedeckter Tisch auf uns. Quinoa mit Gemüse aus dem eigenen Garten ist hier besonders zu empfehlen. Übernachtungen in hübsch eingerichteten Zimmern sind hier ebenfalls möglich. Leider müssen wir weiter…

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Über die Quebrada de las Flechas mit ihren speziellen Gesteinsformationen erreichen wir Cafayate. Hier dreht sich alles um Wein. Das Städtchen ist bekannt für seine Weingärten in denen vorwiegend Torrontés Wein angebaut wird. Wir wohnen im Hotel Viñas de Cafayate ausserhalb des Ortes, umgeben von Reben. Das hoteleigene Restaurant und die dazugehörige Weinkarte sind sehr zu empfehlen.

Cafayate - Quilmes - Salta

Der nächste Tag führt uns noch ein Stück weiter in südliche Richtung zu den Ruinen von Quilmes. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts wurde hier von dem Quilmes-Indianer eine neue Stadt errichtet, in der bis zur Eroberung bis zu 5000 Menschen wohnten. Diese Stätte wurde rekonstruiert und wieder aufgebaut. Auf dem Rückweg nach Cafayate legen wir einen Stopp bei der Bodega Las Arcas ein und nehmen dort an einer Führung teil. Zudem haben wir die Möglichkeit zur Degustation. Das Hauptgebäude wurde dem architektonischen Stil der Moscheen in Mali nach empfunden. Nach dem Mittagessen am Hauptplatz in Cafayate brechen wir auf zurück Richtung Salta.

Unser Weg führt uns dieses Mal durch Quebrada de las Conchas (Schlucht der Muscheln), auch Quebrada de Cafayate genannt. Ihre roten, durch Erosion entstandenen Sandsteinformationen sind sehr eindrucksvoll. Verschiedene Formationen haben Namen erhalten z.B. Los Castillos (die Schlösser), La Rana (die Kröte), El Obelisco, El Amphiteatro, La Garganta del Diablo (der Teufelsrachen) etc. Die Strasse ist durch den starken Regen der letzten beiden Jahre teilweise weggebrochen. Unterwegs legen wir noch einen kleinen Kaffee- und Kuchenstopp ein.

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Schon vom Strassenrand aus sehen wir kleine weisse Ziegen. Es handelt sich um Saaner-Ziegen aus der Schweiz. Sie sind der ganze Stolz des Besitzers, der feinen Käse aus der Milch herstellt. Am Abend erreichen wir Salta, wo wir erschöpft von den vielen, schönen Eindrücken im Hotel Ayres de Salta ins Bett fallen. Während der Reise in die Regionen südlich von Salta wurden wir von Sonnenschein und einem leichten Wind begleitet. Unsere Reise Richtung Norden starten wir bei Regen und Nebel in Salta.

Reise in den Norden

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In der Quebrada del Toro verläuft die Strasse parallel zur Bahnstrecke des Tren a las Nubes (Zug in die Wolken). Wir haben Glück, denn nach einigen Kilometern ausserhalb der Stadt bemerken wir, dass der Zug ausserplanmässig fährt. So fahren wir lange Strecken nebeneinander her und beobachten, wie der Zug das Z-System überwindet. Um Höhenmeter zu gewinnen fährt der Zug vor und zurück wie im Zickzack. Unterwegs passiert er zudem verschiedene Viadukte. Das bekannteste ist sicher das Viaducto la Polvorilla. Es überspannt eine Länge von 224 m und hat eine Höhe von 63 m. Ca. 1‘600 Tonnen Stahl wurden hier verbaut. Landschaftlich ist diese Strecke zwischen Salta und San Antonio de los Cobres sehr abwechslungsreich. Wir passieren Täler und Schluchten mit unterschiedlichen Gesteinsschichten, streckenweise wechseln sich grüne Abschnitte mit der kargen Puna auf 4‘080 m ab. Der Abra Blanca Pass mit 4‘080 m ist der höchste Punkt auf unserer Reise. Ingrid hat uns bereits bei der Abfahrt auf die Höhe hingewiesen, die wir heute erreichen werden. Sie und Oscar sind öfter in dieser Höhe unterwegs und entsprechend gut ausgerüstet. Zur Grundausstattung der Beiden gehören Wasser und die Blätter des Coca-Strauchs. Das Kauen der Blätter vertreibt Müdigkeit und hilft in der Höhe die Sauerstoffaufnahme zu verbessern, somit wird der Höhenkrankheit vorgebeugt.

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Mit zunehmender Höhe wird auch das Wetter besser. In San Antonio de los Cobres, ein von Felsen, Stein und Sand umgebenes Minenstädtchen, wartet strahlender Sonnenschein auf uns. Die Hostaria Las Nubes bietet gute regionale Küche und ist gleichzeitig eine einfache Herberge. Gut zu wissen, wenn man auf dem Weg über die Anden doch mal eine Unterkunft braucht. Der Passo de Jama (Passgrenze zwischen Argentinien und Chile) liegt nicht weit entfernt. Unser Weg führt uns weiter über Sandstrassen und durch ödes, trockenes Grasland zu den Salinas Grandes (Salzseen). 

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Unterwegs sehen wir hin und wieder ein paar verfallende Häuser sowie Lamas und Wildesel, die in dieser kargen Region zu Hause sind. Ein starker Wind bläst uns hier um die Nase und gibt uns das Gefühl, ein Sandpeeling zu erhalten. Bereits aus der Ferne leuchtet uns das strahlende Weiss des Salzsees entgegen.Die Luft hier oben ist unglaublich klar und es leuchtet so hell, dass es in den Augen schmerzt. In den Salinas Grandes wird per LKW Salz abgebaut. Auf einem Platz direkt am Salzsee befindet sich ein kleines Häuschen mit Tischen und Bänken, ganz aus Salz gebaut, das heute wegen Einsturzgefahr geschlossen ist. An einigen kleinen Verkaufsständen verkaufen Einheimische aus Salz geschnitzte Figuren, handgrosse Salzkristalle und„frisches“ Salz. Leider verlassen wir diesen eindrücklichen Ort viel zu schnell. Über die Cuesta de Lipán (4‘150 m) führt uns der Weg nach Purmamarca zum Hotel La Comarca, ausserhalb des Ortes.

Farbenfrohe Höhepunkte

Bevor wir am nächsten Tag nach Salta zurückfahren warten noch ein paar weitere Höhepunkte auf uns.
Am Morgen fahren wir zur Formation Los Colorados („die Roten“) und durchqueren den Canyon teils mit dem Auto, teils zu Fuss. Weiter geht’s zum bekannten Indio-Markt von Purmamarca und der Kirche mit ihren Bildern aus der Malerschule von Cuzco. Am Ortsausgang von Purmamarca erhalten wir, genau im richtigen Licht der Morgensonne, einen beeindruckenden Ausblick auf den Cerro de los 7 Colores (Berg der 7 Farben).

Weiter geht es zum Dörfchen Urquía. Wir besuchen dessen Kirche, welche bekannt ist für ihre Gemälde der Angeles Arbusteros. Diese wurden ebenfalls von der Malerschule Cuzco angefertigt. Den Abschluss bildet der Ort Humahuaca mit seinem Monumento de la Libertad. Wobei ich hier anmerken möchte, dass die Tour bis Tilcara genügt hätte. Humahuaca ist einer der am wenigsten interessanten Orte diese Reise. Über Maimara mit Stopp bei der Paleta del Pintor („Malerpalette“) und San Salvador de Jujuy fuhren wir nach Salta zurück.

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Salta - "die Schöne"

Nachdem wir uns in Salta immer nur kurz aufgehalten haben, blieb nie Zeit für einen Spaziergang über die Plaza, ein Besuch des archäologischen Museums (Museo de la Historia), wo die im Jahr 1999 am Llullaillaco auf einer Höhe von 6739 m gefundenen Kinder-Mumien ausgestellt sind, oder eine Stadtrundfahrt in„La Linda“ (die Schöne), wie Salta gern genannt wird. Jetzt ist der Augenblick, dies nachzuholen. Während des Stadtrundgangs durch die koloniale Altstadt besuchen wir die Plaza 9 de Julio mit der Kathedrale und das Rathaus, das Iglesia & Convento San Francisco und das Kloster San Bernardo. Vom Cerro San Bernardo geniessen wir einen letzten Blick über die Stadt. Am Nachmittag endet unsere Tour voller schöner Erlebnisse und unvergesslicher Eindrücke am Busbahnhof von Salta, wo wir mit dem Nachtbus weiterreisen.

April 2012