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Xenia Graf

Kilimanjaro Besteigung

Im September wagte sich unsere Afrika-Expertin, Xenia Graf, an den Kilimanjaro. Sie erzählt Ihnen von ihrer schweisstreibenden Erfahrung mit Hochs und Tiefs am höchsten Berg Afrikas. Erfahren Sie im Reisebericht, ob Xenia es bis zum Uhuru Peak auf 5895m.ü.m geschafft hat. Fasziniert erzählt sie nun ganz persönlich von ihren Eindrücken und Erfahrungen.

Kilimanjaro Besteigung - eine Erinnerung für immer

Aus einer spontanen Idee wird im September ernst – auf zum höchsten Berg Afrikas! Selten habe ich mir so viele Gedanken gemacht vor der Abreise nach Afrika wie dieses Mal. Passt meine Ausrüstung? Habe ich zu viel dabei oder doch zu wenig? Schaffe ich das wirklich? Die Vorfreude auf dieses Abenteuer überwiegt aber und gespannt machen sich meine Schwester, zwei Freunde und ich auf den Weg nach Tanzania.

Nach der Ankunft im Hotel findet direkt das Briefing statt. Wir haben uns vorgängig für das 7-tägige Trekking via Machame Route entschieden und besprechen nun die einzelnen Etappen. Die Tour ist nicht die einfachste, bietet aber abwechslungsreiche Strecken und vor allem gute Akklimatisationsmöglichkeiten, welche am Berg sehr wichtig sind. Unsere Ausrüstung wird nun auf dem Bett ausgebreitet und genau unter die Lupe genommen. Der Guide kontrolliert, ob alles Nötige mit dabei ist und alles Unnötige im Hotel zurückbleibt.

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Tag 1 am Berg

Nach einem reichhaltigen Frühstück fahren wir zum Startpunkt – das Machame Gate (1790m). Am Gate treffen wir auf unsere 18-köpfige Crew, welche uns in den nächsten Tagen unterstützt. Zur Crew gehören unsere zwei Guides Bachi und Eli, sowie die Küchenmannschaft und mehrere Träger, die jeweils unser Camp auf- und abbauen. Die nächsten 6 Nächte verbringen wir im Zelt.

Die erste Etappe führt uns durch den Regenwald. Es ist warm und feucht und beginnt immer wieder zu regnen. Unser Guide ist sehr gemächlich unterwegs und pfeift uns immer wieder zurück: «Pole Pole» wiederholt er immer wieder, was so viel wie «langsam, langsam» bedeutet. Wir sind wohl etwas übermotiviert an die Sache ran und sind in den nächsten Tagen froh, um gesparte Energie.

Wir erreichen das Machame Camp (3010m), das Tagesziel für heute. Unser Zelt ist bereits bezugsbereit, da die Crew schon alles aufgestellt hat. Peter vom Küchenteam bringt uns auch gleich Schüsseln mit warmem Wasser. Nach der Katzenwäsche wird das Essen im Zelt serviert. Heute steht ein Spaghetti Plausch an. Die Portionen sind riesig und Peter legt uns nahe, viel zu essen, da wir eine Menge Energie brauchen für die nächsten Tage. Vor dem Schlafengehen messen unsere Guides Eli und Bachi jeweils den Sauerstoff-Gehalt im Blut sowie den Puls und briefen uns über die anstehende Etappe am nächsten Tag.

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Tag 2 am Berg

Früh morgens weckt uns Peter mit einem reichhaltigen Frühstück. Spiegelei, Toast, Porridge und Pancakes stehen bereits auf dem Tisch bereit.

Heute geht es kontinuierlich steil nach oben. Der Kibo Gipfel scheint noch so weit entfernt. Am Nachmittag kommen wir im New Shira Camp (3845m) an. Mittlerweile haben wir eine andere Klimazone erreicht: die Hochmoorzone. Es hat nur noch wenige Büsche und Felsen und es ist sehr trocken bzw. staubig. Unser Camp liegt auf einem Plateau mit einer herrlichen Aussicht auf die Gletscher sowie den Mount Meru Gipfel.

Die zweite Nacht ist aber leider nicht so angenehm wie gewünscht. Der Wind fegt regelrecht übers Plateau und das Zelt fliegt uns um die Ohren. Mehrmals in der Nacht haben wir schwere Steine an den Zeltwänden platziert, um es besser zu befestigen. Schlafen ist aber praktisch unmöglich, da es auch entsprechend laut und kalt ist.

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Tag 3 am Berg

Nach nur ca. zwei Stunden Schlaf weckt uns Peter. Staubig und müde kriechen wir aus dem Schlafsack.

Die heutige Etappe führt uns erstmals auf über 4000 Meter. Der höchste Punkt, den wir heute erreichen, liegt auf 4600m am Lava Tower. Die Sonne brennt und der Wind weht. Das Zwiebelprinzip bei der Ausrüstung bewährt sich heute sehr. Auch die Höhe setzt uns erstmals richtig zu - Kopfschmerzen plagen uns. Das Mittagessen nehmen wir im Zelt ein, welches die Crew extra für uns aufgestellt hat, um uns von der Sonne zu schützen. Die Guides erinnern uns auch regelmässig daran, viel zu trinken, was auf dieser Höhe das A und O ist.

Der heutige Tag dient vor allem der aktiven Akklimatisation. Nach dem Mittagessen steigen wir wieder ab zum Barranco Camp (3900m). Im Camp angekommen sind wir ziemlich erschöpft und die Kopfschmerzen begleiten uns immer noch. Nach dem Abendessen wird es aber allmählich besser und wir fallen müde in unsere Schlafsäcke.

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Tag 4 am Berg

Als Erstes steht die Barranco Wall an. Hier sind einige Kletterpassagen zu überwinden, bei denen man die Hände braucht. Mit Hilfe von den Guides meistern wir diese aber problemlos und haben richtig Spass am Klettern. Oben angekommen, werden wir wieder mit schönen Aussichten belohnt. Allerdings wird es schnell kalt, wenn man sich nicht bewegt, somit halten wir unsere Pausen immer kurz.

Auf dem Weg zu unserem nächsten Camp geht es stetig auf und ab. Ein weiterer Tag, der auch der Akklimatisation dient. Heute fühlen wir uns alle gut und haben keine Beschwerden. Im Karanga Camp (4035m) angekommen, merkt man aber langsam die Anstrengung in den Beinen.

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Tag 5 am Berg

Heute haben wir nur eine kurze Etappe zum Barafu Camp (4640m) bevorstehen– der Ausgangspunkt für die Gipfeletappe. Die Luft wird dünner und die Anstrengung der letzten Tage sitzt uns in den Knochen. Nachmittags können wir nochmals entspannen und unsere Ausrüstung für die letzte Etappe vorbereiten. Nach einem frühen Abendessen versuchen wir uns noch ein paar Stunden Schlaf zu gönnen.

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Tag 6 am Berg

Heute Nacht werden wir um 23:00 Uhr geweckt. Es ist kalt, wir sind müde und gleichzeitig aufgeregt. Schnell ziehe ich meine 5 Schichten an - vom Thermoshirt über Skihosen bis zu den Merino-Socken. Nach einem warmen Tee und einem kleinen Snack starten wir also die letzte Etappe hoch zum Kibo Gipfel. Die dicken Handschuhe werden angezogen und die Stirnlampe auf den Kopf gesetzt. Viele andere Bergsteiger sind bereits auf dem Weg, man sieht all die Lichter am Berg.

«Pole pole» setzen wir einen Schritt nach den anderen. Monoton laufen wir im Zickzack den Berg hinauf. Die Pausen werden kurzgehalten, da der Wind eisig kalt ist. Mein Camelbak Trinkschlauch ist bereits nach zwei Stunden eingefroren. Mit jedem Schritt wird mir etwas unwohler – Kopfschmerzen und Übelkeit überkommen mich. Die Frage: «warum mache ich das überhaupt?» schwirrt mir ununterbrochen im Kopf herum. Aufgeben ist aber keine Option und die nächsten Stunden versuche ich mich nur noch auf meinen Atem zu konzentrieren. Nach sechs Stunden setzt langsam die Dämmerung ein und wir kommen pünktlich zum Sonnenaufgang beim Stella Point (5730m) an. Hier gilt der Kilimanjaro als bestiegen. Aber wir wollen bis ganz nach oben – bis zum Uhuru Peak (5895m). Ohne Pause nehmen wir nochmals eine Stunde Marsch auf uns und erreichen endlich das Ziel – ein befreiendes Gefühl! Die Aussicht auf die Gletscherlandschaft ist unbeschreiblich. Lange geniessen kann ich sie allerdings nicht. Die Kopfschmerzen und Übelkeit werden schlimmer, so dass ich mit einem unserer Guides direkt wieder zum Ausgangs-Camp absteige.

Unten angekommen geht es mir schon wieder viel besser. Im Camp gibt es Mittagessen, bevor wir unsere Sachen packen und weiter absteigen, zum Mweka Camp (3080m). Wir sind an diesem Tag über 14 Stunden unterwegs und kommen mit weichen Knien und völlig erschöpft im letzten Camp des Trekkings an.

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Tag 7 am Berg

Bereits heute spüren wir den Muskelkater von der gestrigen Etappe und die Beine fühlen sich an wie Gummi. Heute steht uns aber noch der letzte Abstieg bevor, welcher durch den üppig bewachsenen Regenwald zum Mweka Gate (1630m) führt. Es ist sehr rutschig, ohne meine Wanderstöcke hätte ich mich wohl einige Male hingelegt.

Endlich unten angekommen, erwartet uns ein erfrischendes Cola. Nach einer kleinen Zeremonie und der Zertifikatsübergabe, verabschieden wir uns stolz von der Crew, ohne die wir das nicht geschafft hätten!

Ein einmaliges Erlebnis, das mir für immer in Erinnerung bleiben wird!

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Xenia Graf

September 2021