Die eindrückliche Reise durch Tanzania führte unsere Afrika-Spezialistin Barbara Stirniman im November von den grünen Hängen des Kilimandscharo über die endlosen Ebenen der Serengeti bis zu den Gewürzdüften Zanzibars. Lassen Sie sich von der Vielfalt Tanzanias verzaubern!
Tanzania vereinigt viele meiner lang gehegten Traumziele. Durch Grzimeks Tierfilme, die Geschichte der Gewürzinsel Zanzibar, der Schmelztiegel von Europa, Arabien und Afrika und den Besteigungen des höchsten Berges von Tanzania, dem Kilimandscharo, trage ich Bilder seit frühester Kindheit dieses Landes mit mir. Tanzania ist das bevölkerungsreichste Land der südlichen Hemisphäre. Es hat gemeinsame Grenzen mit acht Nachbarn und dem indischen Ozean. Seit 1964 ist es eine Demokratie, die viele verschiedene Volksgruppen vereinigt. Landwirtschaft, Rohstoffe, Dienstleistungen und Tourismus sind wichtige Einkommensquellen. Die Freundlichkeit seiner Menschen, die Vielfältigkeit der Landschaften, Tiere und Farben haben mich täglich neu überrascht und begeistert.
Mein Flug verläuft ziemlich ereignislos, bis kurz vor dem Anflug auf den Kilimandscharo Flughafen, wo sich Meru und Kilimandscharo, ganz kurz vollständig wolkenfrei, präsentierten. Ein tolles Willkommen ist das! Der Flughafen ist einfach, mit etwas Geduld und meinem vorab eingeholten Visum, geht es gemächlich durch den Zoll und vorbei an der Einwanderungsbehörde. Dann werde ich das erste Mal mit einem herzlichen JAMBO begrüsst. Abraham fährt mich auf dem Highway, der eher einer Hauptstrasse gleicht und mit Motos, Fahrräder, Fussgänger und schweren Lastwagen geteilt wird, zu meiner Lodge in Richtung Arusha.
Wieder schallt es JAMBO zur Begrüssung. Da es früh am Morgen ist und die Zimmer noch durch abreisende Gäste besetzt sind, fangen wir, bei einem fruchtigen tanzanischen Kaffee, mit dem Briefing zu meiner Reise an. Ich treffe auch auf die weiteren Teilnehmer. Rasch ist mein grosses Zimmer bezugsfertig. Die ersten Entdeckungen stehen an, meine Chamäleon- und Hornvogelsuche im Garten, wird mit Kolibri- und Eulensichtung belohnt. Anschliessend geht es individuell zu Fuss ins naheliegende Dorf. Es ist Sonntag, die Menschen sind festlich gekleidet und gut gelaunt. Einige gehen zur Kirche, andere haben Zeit, sich die Haare zu flechten, Musik tönt von jeder Ecke. Ich werde überall freundlich begrüsst und eingeladen, dem Treiben zuzuschauen und mit den Kindern die leere Schule zu besuchen.
Am nächsten Morgen machen wir uns mit unserem Guide David auf den Weg in den Arusha Nationalpark. Die abwechslungsreiche Landschaft am Fusse des Merus begeistert mich sehr! Wald, Savanne, Seen und der Berg! Schon nach wenigen Metern sehen wir die ersten Tiere, auch die schwarz-weissen Colobusaffen, Diadem- und Blaue Meerkatzen.
Dazu steht auf dem Weg ein roter Ducker und gleich um die Ecke treffen wir auf Dikdik und Paviane. Beim ersten Tümpel suhlen sich zwei Hippos und schon bald schauen überall Giraffen über die Sträucher und Zebras grasen in der Savanne. Wir entscheiden uns für eine Stunde mit Ranger und Guide zum Wasserfall zu wandern. Ein Pumba (Warzenschwein) zeigt sich unweit mit den Jungen und stolze Paviane marschieren durch die Steppe. Wahrscheinlich gehen alle etwas gemütlicher, da es hier keine Löwen gibt.
Den ersten Schrecken gibt es, als ich auf einmal liegende Giraffen sehe, sofort kommt mir Xenias Erzählung ihrer ersten Giraffen-Begegnung in den Sinn: Giraffen liegen nur wenn sie tot sind. Aber nein, bei mir ist kein Löwe im Giraffenbauch am Fressen! Später steht das Tier auch wieder auf. Wir sehen noch einige Büffel und Buschböcke und natürlich viele Vögel. Das Mittagessen geniessen wir unter eine Akazie in der Hotelfachschule vom Amini-Projekt. Das Essen und der Service sind gut, noch etwas schüchtern kommen die Auszubildenden daher. Weiter geht es zu den Seen mit den grossen Flamingoschwärmen. Ein Eisvogel positioniert sich perfekt auf einem Ast über die Strasse. Dann sitzt eine halbwüchsige Hyäne gleich neben der Strasse. David stoppt den Jeep und die flauschige Tüpfelhyäne schaut ohne Scheu direkt zu mir. Sicher sind noch weitere Tiere da und wie gerne würde ich nachschauen gehen. Aber nein, ich darf natürlich nicht aussteigen, als Mahlzeit will ich nicht enden!
Wir sind der letzte Jeep, der den Park verlässt. Der Park mit dem Tierreichtum und der abwechslungsreichen Landschaft hat mir sehr gefallen.
Der nächste Tag führt über Teerstrassen und Pisten zum Enduimet Wildlife Management Area. Hier gibt es die seltenen Gerenuk Antilopen, aber eigentlich alles andere auch. Das Schutzgebiet darf von den Masai für Ihre Wanderherden benutzt werden. Auf dem Weg nehmen wir noch vier Masai Frauen mit. Fotos darf ich keine machen, sie führen ein sehr angeregtes Gespräch mit David, lachen viel und möchten uns ihren tollen Schmuck verkaufen. Es ist Markttag, da ist richtig viel los! Wir fahren zuerst am Markt vorbei, unsere Begleiterinnen lassen wir zurück. Nach einem ausgiebigen Picknick geht es mit einem lokalen Wildhüter auf Safari. Viele Meerkatzen und Paviane beobachten uns. Wir sehen einige Antilopenherden, aber die Tiere halten viel Abstand. Wir beobachten einen einsamen, einzahnigen Elefantenbullen. Währenddessen versteckt sich eine grosse, schwere Schildkröte unter dem Auto und ich darf sie hervorziehen. Vielleicht ende ich doch noch als Katzenfutter? Die Landschaft ist wunderschön, immer wieder wechselt sich Akazienwald mit kleinen Salzpfannen ab, nur der Kilimandscharoversteckt sich unter einem Wolkenhut.
David erzählt, die Tiere haben sich wegen der kleinen Regenzeit in trockenes Gebiet verzogen, niemand steckt gerne bei Regen im roten Lehm fest, das macht später am Tag noch viel Sinn. Wir fahren zurück zum Markt und laufen mit unserem lokalen Guide einmal durch. Sehr eindrücklich! Es gibt alles für den täglichen Gebrauch, die Leute sind freundlich, so oft verirren sich keine Muzungus auf den Markt. Köstlicher Geruch steigt aus einer Ecke, es werden Ziegen gebraten. Die Beine am Stock laden zum Probieren ein, andere Körperteile eher nicht. Hier herrscht immer noch das Prinzip: «from tail to toe», es wird nichts verschwendet!
Wir fahren weiter zur Simba Farm am Fusse des Kilimandscharos und es fängt an zu gewittern, Regenbogen, Blitze, schwammige Piste und Sturzfluten wechseln sich im Minutentakt. Dramatisch und wunderschön zeigt sich die hügelige Landschaft aus der trockenen Perspektive im Jeep. Es geht jetzt durch fruchtbare Felder, die bestellt werden. Die Menschen draussen sind klitschnass. Sofort wird es kühl, fast kalt.
Die Simba Farm lebt von der Landwirtschaft. Das Haus ist von einem sehr gepflegten Garten umgeben und wieder sind es kleine Cottages, die wir bewohnen. Hier würde ich gerne eine Woche verbringen, bei gutem Wetter. Auch mit Regen ist die Aussicht über die sich ausbreitende Ebene unbeschreiblich, leider bleibt der Kibo verhüllt. Ich mache eine kleine Tour auf dem Gelände und verstehe endlich die Wildtiere, schon nach wenigen Schritten hängt die rote Erde zentimeterhoch an meinen Füssen, und meine Flip-Flops erhalten unfreiwillig eine Plateausohle. Es ist fast wie Glatteis. Ich breche ab und gehe zurück in die gemütliche Bar. Das beste Nachtessen der Reise gibt es hier, eine vielseitige, feingewürzte, gemüsereiche Küche, mit Zutaten frisch vom eigenen Feld.
David ist nicht ganz sicher, wie gut die Piste nördlich um den Kibo den Regen aushält, wir fahren früh los. Die Piste ist in einem super Zustand. Die Fahrt geht durch die verschiedensten Dörfer mit einfachen Bomas, edlen mehrstöckigen Holzhäuser, immer wieder schönen Villen und vorbei an bunten Märkten.
Zurück bleibt ein wundervoller Eindruck des täglichen Lebens. Es ist Pflanzsaison und die Menschen sind in Scharen auf den Feldern. Abwechselnd gibt es Nadelbaumplantagen, Regenwald und die leuchtenden violetten Jakarandas mit diesen grünen, sanften weiten Kenias, im Hintergrund. Immer wieder bricht die Sonne durch, bis der Himmel blau mit Wolken ist, nur der Kibo bleibt verhüllt. Endlich, beim Picknick, zeigt er sich für eine Minute. David mag keine Picknicks, seines wird immer verschenkt, oft an die Anhalter, die er mitnimmt (wir haben es ausdrücklich gewünscht!). Die Anhalter werden von ihm sorgfältig gewählt, fast immer sind es Frauen mit viel Gepäck für oder vom Marktbesuch, manchmal auch ältere Herren. Er übersetzt ab und an Teile der Gespräche, was uns einen guten Einblick in das tägliche Leben gibt.
In Moshi kommen wir wieder auf die Hauptverkehrsachse und Teerstrasse von Arusha zur Küste. Unsere Fahrt geht durch fast flaches Landwirtschaftsland, hier gibt es viele Agavenfelder für die wichtige Sisal Produktion. Auch Ananas und Tomaten werden angebaut. Diese Monokulturen werden maschinell bearbeitet, wir sehen grosse Traktoren und Maschinen und weniger Menschen auf den Feldern.
Wir kreuzen die Gleise der Moshi–Tanga Strecke, ein Bauwerk der deutschen Kolonialisten, das bis zum Viktoriasee hätte gehen sollen. Heute wird die Strecke eher unzuverlässig befahren. Ich lasse mich von den vorbeiziehenden Landschaften beeindrucken, so viel Weite herrscht auf der Westseite des Pare Gebirges. Dann gibt es mitten am Nachmittag noch einen weiteren Stopp. Direkt neben dem Busbahnhof, an einer vielbefahrenen Kreuzung, liegt das Lieblingsrestaurant von David (und nun auch von uns). Er bestellt gegrilltes Huhn mit Ugali (Maisbrei), wir dürfen das Essen probieren und es schmeckt richtig gut. Da ich mein Picknick gegessen habe, gibt es nur einen frischen Saft bei Karen. Anschliessend noch eine Toilettenpause im arabischen Stil; es ist blitzsauber und alle Männer werden ca. 10 Meter davor zurückgehalten, damit wir die Kabäuschen für uns alleine haben. Das letzte Wegstück geht über viele Kurven in die Usambara Berge nach Loshoto. Hier haben die deutschen Kolonialherren das angenehme Klima genossen, europäische Fruchtbäume angebaut und sich ziemlich erfolglos mit Kaffee- und Teeplantagen versucht. Wer ein paar Tage an einem vielseitigen Ort verbringen und das tägliche Leben oder den Regenwald erkunden will, ist hier genau richtig.
Am nächsten Tag geht es mit unserem lokalen Guide Charles auf eine Halbtageswanderung in den Regenwald. Die Farne und Bäume sind magisch, alles ist grün und dicht bepflanzt, kleine Wasserläufe durchziehen das Gebiet und immer wieder hört man Vögel, Affen und Frösche; nur wo verstecken die sich? Meine Herausforderung ist es, ein Zweihornusambarachamäleon selbst zu entdecken. Ich scheitere, alle werden von Charles entdeckt, aber die Wanderung ist toll! Am höchsten Punkt der Wanderung werden wir von David im Jeep abgeholt, meine Reisegefährtin ist nicht so gut zu Fuss und möchte den steilen Weg nicht herunterlaufen, diese Flexibilität ist sehr angenehm.
Der nächste Tag beginnt sonnig. Es geht zum Aussichtspunkt von Irente, der Kibo soll sichtbar sein! Ich laufe durch kleine Dörfer, die Menschen gehen ihrer Arbeit nach und ab und zu werden wir angesprochen. Respektvoll, interessiert und sehr freundlich sind die Menschen, gerne wird gelacht. Charles zeigt uns viele Heilpflanzen, erklärt viel über das tägliche Leben, die Natur und Tanzania. Bei einer Zuckerrohrpresse bleiben wir stehen. Die Frauen machen gerade eine Pause, als sie unser Interesse bemerken. Sofort wird wieder Zuckerrohr gemahlen, immer im Kreis. Das will ich auch einmal versuchen. Es ist ein grosser Krampf und schnell gebe ich auf.
Zum Dank für die Erinnerung und Fotos, kaufen wir im lokalen Geschäft Seife, Zahnbürste und etwas Schreibzeug. Somit ist allen gedient, wir können den Umsatz des lokalen Geschäfts fördern und können uns gleichzeitig für die Offenheit erkenntlich zeigen. Wir lachen viel im Sprachengewirr und dem Versuch, die Rechnung zu machen. Die Kinder begleiten uns und schauen dem Treiben zu, die Geschenke übergeben wir aber dem Familienoberhaupt. Charles ist dabei eine grosse Hilfe und findet einen guten Weg für diese Aktion. Zufrieden mit dem Erlebnis, geht es mit der Chamäleonsuche und unserer Wanderung weiter. Am Aussichtspunkt, angekommen ist die Sicht gleich Null. Ich stehe im Nebel.
Aber wir werden von den Verantwortlichen des Aussichtspunkts mit einem grossen Picknick überrascht. Frisch für uns zubereitet, sogar mit Scotch Egg! Natürlich setzen wir uns alle zusammen, um dieses Festessen zu verspeisen, für nur uns drei wäre es viel zu viel! Dann kommen noch vier sehr schüchterne Schulmädchen in Uniform hoch. Wir laden auch sie ein und fragen nach dem Schulalltag. Nach den obligaten Fotos geht es noch ein paar Schritte weiter auf eine Kaffeefarm. Für die Tour ist leider keine Zeit mehr, aber ich entdecke meine Lieblings-Konfiture: Passionsfrucht und da ich nur noch zwei Wochen in Tanzania bleibe, nehme ich auch noch einen Laib Käse mit! Unterdessen ist alles verzehrt, der Käse war ok, aber die Konfi war spitze: Usambara ich komme wieder! Auch weil ich selbst noch Chamäleons entdecken und gerne eine mehrtägige Wanderung unternehmen möchte.
Auf dem Weg von den Usambarabergen begleitet uns starker Regen. Die Bäche werden zu reissenden Flüssen. Im Flachland geht es wieder durch die Sisal-Monokulturen, alles glänzt und die Strasse ist viel rutschiger, zum Teil überspült. Vorsicht ist geboten!
Wie stark der Regen ist, merken wir in den ersten Dörfern, da ist die eine Strassenseite knietief vom Schlamm verschüttet, am Bachlauf wurden Autos und Hütten weggeschwemmt und Bäume entwurzelt. Die Menschen sind dabei sich freizuschaufeln. Während auf der anderen Strassenseite das Leben normal weitergeht. Der Gegensatz ist frappant.
Einige Kilometer weiter ist alles wieder trocken und wir halten wieder bei unserem Lieblingsrestaurant. Dieses Mal haben auch wir auf ein Picknick verzichtet, lieber essen wir gegrilltes Rind mit Ugali und natürlich darf ein Saft von Karen nicht fehlen.
Dann zweigen wir ab, hinter die Pare Berge zum Mkomazi Nationalpark.Dieser Park ist erst seit 20 Jahren ein Naturschutzgebiet, grenzt an den bekannten Tsavo Nationalpark in Kenia und ist bekannt für grosse Elefantenherden, Vogelreichtum und als Zuchtstätte für Nashörner und Wildhunde. Landschaftlich gefällt mir der Park sehr gut. Die Tiere sind scheu, sobald der Jeep anhält, ziehen sie weiter. David erklärt, dass vor allem die Elefanten sich noch gut an die Jagd erinnern und eher mal auf Angriff gehen, darum muss er grossen Abstand halten.
Wir besuchen das Zentrum für Spitzmaulnashörner. Bei den Nashörnern werden immer zwei Kühe mit Kälbern in stark bewachten Grossgehegen gehalten. Diese sind für Besucher geöffnet. Mit weiteren Tieren (ca. 30) wird in der Kernzone ein Zuchtprogramm aufgebaut, mit dem Ziel die Tiere wieder auszuwildern. Dieses ist aber nicht öffentlich zugänglich. Nach der Einführung im Besuchszentrum geht es mit dem offenen Jeep auf Nashornpirsch. Wir sehen eine kleine Nashornfamilie mit Kalb und Kuh. Da die Kuh bald wieder gedeckt werden kann, stosst ein Bulle dazu und bedrängt das Paar. Die Mutter stellt sich schützend zwischen Bulle und Kalb und oft nimmt das Kleine Reissaus. Die Jeepfahrt queer durch den Akazienwald wird so zu einem eigenen Abenteuer. Ich trage eine Beule und Kratzer an der Stirne davon, denn ich habe vergessen, auf den Weg zu gucken. Anschliessend besuchen wir noch die Wildhund-Zuchtstation. Allerdings bin ich enttäuscht: das kleine Gehege erinnert an einen Zoo. Ist das der Preis, den einige Tiere bezahlen müssen, um die Spezie vor Ausrottung bewahren zu können? Es zeigt sicher auf, dass die Natur nur so und nur dort bestehen darf, wo wir Menschen es zulassen, darüber können auch die grossen Nationalparks in Afrika nicht hinwegtäuschen.
Etwas ernüchtert geht es wieder zum Camp und am Nachmittag zu weiteren Pirschfahrten durch die wunderschöne Landschaft mit diversen Tiersichtungen und fantastischer Wetterstimmung. Die kleine Regenzeit ist grandios.
Am Morgen verabschieden wir uns vom Mkomazi, einige Tiersichtungen und eine frische Löwenspur versüssen den Abschied und natürlich die Vorfreude auf ein zweites Frühstück mit Fruchtsaft von Karen.
Zuerst geht es wieder auf der guten Teerstrasse zurück nach Arusha. Meine bisherigen Reisekameradinnen verabschieden sich und neue, jetzt sind wir zu zwölft, kommen dazu. Auch der Fokus der Reise verschiebt sich komplett. Jetzt geht es für sieben Nächte auf klassische Safari in den grössten Nationalpark Tanzanias, die Serengeti.
Mit dem Kleinflugzeug (12kg Gepäck in weichen Taschen und nur ein Minihandgepäck) fliegen wir an den Mara Fluss. Auf dem Weg überfliegen wir den heiligen Berg der Masai den Ol Doinyo Lengai. Damit alle einen Blick in den Krater erhaschen können, fliegt der Pilot eine Schleife darum herum. In Kogatende angekommen, treffen wir auf unsere neuen Guides Bushi und Raphael.
Es gibt eine kleine Einführung in den Verlauf des restlichen Tages, wo wir uns befinden und wie wir uns auf Safari verhalten sollen. Dann geht es los zum Mara Fluss, bekannt für die grossen Krokodile und spektakulären Bilder während der grossen Migration. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich die Tierherden weiter im Süden. Darum verbinde ich diese Region mit einer weiteren Nashornsichtung. Die Parkwächter bitten uns um unsere Bilder, so oft haben auch sie noch keine Nashörner in dieser Region gesehen. Ausserdem zeigen sich wieder die Hyänen, Giraffen, Krokodile und Antilopen. Später werden wir noch von einem kurzen und heftigen Unwetter überrascht. Der Regen fällt einige Kilometer entfernt, aber der 1m breite Fluss ist nun 4m breit und das Wasser steigt weiter. Also fahren wir einen Umweg und treffen gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang über Kenia ein.
In den nächsten Tagen fahren wir verschiedene Camps und unterschiedliche Gebiete in der Serengeti, den Grumeti, den Ngorongoro Krater und den Tarangire Nationalpark an. Wir haben grosses Wetterglück, nur ab und zu gibt es am Abend heftige Gewitter, die für spektakuläre Stimmungen sorgen. Unsere Guides sind hervorragend und obwohl wir auch gewisse Distanzen zwingend überwinden müssen, bleiben wir auf Wunsch bei jedem Tier stehen. Die «Verbindungsfahrten» sind immer eigentliche Safaris. Ich möchte hier nur noch kurz die Höhepunkte erwähnen:
Die grossen Krokodile und Hippos am Mara Fluss. Sieben schlafende Löwen auf dem Baum bei Grumeti. Entspannt spielende Schakale neben einer schlafenden Hyänenfamilie. Eine 2.5m lange schwarze Mamba, die sich am Wegesrand räkelt. Ein Gepard, der eine Steinantilope jagt und anschliessend nach erfolgloser Jagd neben dem Jeep liegenbleibt.
Zwei Nashornsichtungen, eine bei Mara und eine im Ngorongoro Krater. Eine Löwenjagd im Ngorongoro Krater. Die grossen Elefantenfamilien, die friedlich ihres Weges gehen. Fahrt durch eine endlosscheinende Gnu-, Zebra und Thomsonsgazellen-Herde in der Südserengeti bei Sonnenuntergang.
Der Scheinangriff eines brünstigen Elefantenbullen im Tarangire. Die verschiedensten Vogelbeobachtungen von Prachtstaren, Sekretär, Koribustard, Marabus, Glanzenten, Hornvögel und Strauss etc. Dazu die unglaublichen Landschaften, die schönen Kopjes in der Ebene, die Sonnenuntergänge mit den grossen Akazienbäumen als Fotosujet und natürlich die Fahrt in den Ngorongorokrater. Ausserdem die tollen Begegnungen mit den Masai, sei es bei der Tanzvorführung in der Lodge, oder beim morgendlichen Spaziergang mit einem Masai–Ältesten. Ich kann gar nicht aufhören, es gäbe noch so viel mehr zu erzählen!
Nach diesem grossartigen Safarierlebnis geht es für mich noch für vier Tage nach Zanzibar. Ich verbringe die erste Nacht in Stone Town, dieser arabisch-afrikanischen Perle, die fast zerfällt. Den Abend verbringe ich beim Hafen. Ich esse, was an einem der vielen Stände feilgeboten wird und geniesse das bunte Treiben!
Am nächsten Morgen stehe ich mit dem Ruf des Muezzins auf und gehe auf die Hoteldachterrasse zur Orientierung. Unter mir zeigen sich die engen Gassen und dichte Bebauung. Ich bewundere, dass Kirchtürme und Minarette friedlich nebeneinanderstehen. Die Gassen sind noch leer, nur die Einheimischen bringen ihre Kinder in die Schulen und beziehen mit den fliegenden Verkaufsständen Position. Die Geschäfte sind noch zu. Mein Suahili reicht für ein Gespräch nicht aus, also verständige ich mich mit einem Lächeln und sonst mit Händen und Füssen. In den Gassen verliere ich mich total, das Meer dient als Orientierungshilfe und so finde ich nach einigen Stunden den Weg ins Hotel. Mein Guide Mahmut holt mich anschliessend ab und zeigt mir die Stadt. Die Gassen sind nun wesentlich belebter, alle Stände offen und die Hitze wird stärker. Trotzdem lohnt sich der geführte Besuch. Der Sklavenmarkt und das Geburtshaus von Freddie Mercury dürfen eben so wenig fehlen, wie der Besuch bei einem Gewürz- und Kaffeehändler.
Anschliessend machen wir uns auf den Weg an die Ostküste zum Strand. Hier bleibe ich ein paar Tage in einem Hotel direkt am Meer, erkunde mit Tuktuk und Taxi die anderen Gegenden der Insel und dazwischen geniesse ich das Meer und seine starken Gezeiten. Die Farben sind wunderschön. Durch die Gezeiten lassen sich die vorgelagerten Riffe gut zu Fuss (mit Schuhen!) erkunden und ich entdecke einige Meeresbewohner. Diese Tage sind der entspannende Abschluss einer unvergesslichen Reise und meiner ganz persönlichen «Out of Africa» Erfahrung.
Tanzania ich komme wieder!
November 2023