Im September bereiste Livia Eberle auf einer dreiwöchigen Reise drei der vier Welten Ecuadors: die mächtigen Anden, den weiten Amazonas und die naturbelassenen Galapagos-Inseln. Beeindruckt von der Vielfältigkeit des Landes und den herzlichen Menschen mit ihrer spannenden Kultur kehrte sie wieder zurück und erzählt Ihnen von ihren ganz persönlichen Erlebnissen. Lassen Sie sich von ihren Eindrücken inspirieren!
Ecuador – ein Land, das zwischen dem touristischen Riesen Peru und dem aufstrebenden Kolumbien manchmal fast ein bisschen in Vergessenheit gerät. Zu Unrecht! Denn Ecuador hat neben den bekannten Galapagos-Inseln noch viel mehr zu bieten. Kilometerlange Traumstrände an der Pazifikküste, die sich auch für Wassersportarten wie Surfen, Schnorcheln und Tauchen eignen, oder aber auch einfach zum entspannten Sonnenbaden. Nur wenige Autofahrstunden trennen Sie vom Andenhochland Ecuadors. Dort bilden Kolonialstädte und Relikte aus vorspanischer Zeit den historischen Kern des Landes. Bunte Märkte zeugen von der kulturellen Vielfalt des Gebiets inmitten einer grandiosen Berglandschaft. Nur eine halbe Flugstunde entfernt landen Sie in einer komplett anderen Welt. Östlich der ecuadorianischen Andenkette breitet sich das Gelände des Oriente (Amazonien) aus, die grösste Region Ecuadors: Beinahe die Hälfte der Landesfläche entfällt auf dieses Territorium.
Auf meiner Studienreise hatte ich die Möglichkeit, drei dieser vier unterschiedlichen Welten kennenzulernen. Gerne teile ich mit Ihnen meine Erlebnisse und Eindrücke.
Um 7 Uhr in der Früh verlasse ich die regnerische Schweiz und mache mich auf meine weite Reise in Richtung Westen über den Atlantik nach Ecuador. Nach rund 15 Stunden erreiche ich mein Ziel: Quito, mit 2.850 m.ü.M. die höchste Hauptstadt der Welt. Bekannt für ihre gut erhaltene Altstadt aus der Kolonialzeit mit vielen Kirchen aus dem 16. und 17. Jahrhundert sowie einigen historischen Gebäuden, in denen europäische, maurische und indigene Baustile miteinander verschmolzen. Quito wurde 1978 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes eingetragen. Hier also verbringe ich meine ersten Tage, um mich an die Höhe zu gewöhnen.
Am nächsten Tag unternehme ich einen Ausflug nach Mindo, dem Naturschutzgebiet umgeben von steil aufragendem tiefgrünem Nebelwald. Es ist spannend zu erleben, wie sich die Vegetation während dieser rund zweistündigen Fahrt verändert: von karg bis saftig grün wechselt sich die Landschaft fast minütlich ab. Quito und Umgebung weisen aufgrund ihrer Lage am Äquator ganzjährig ein mildes und recht ausgeglichenes Klima mit kühlen Nächten auf. In Quito kann man aber alle vier Jahreszeiten an einem einzigen Tag erleben: daher ist es wichtig, sich mit entsprechender Kleidung (am besten im «Zwiebel-Look») auszurüsten. In Mindo angekommen, erwartet mich zuerst eine geführte Tour durch eine Schokoladenfabrik. Die Inhaberin des Betriebs zeigt mir anschaulich, wie der Prozess von der geernteten Kakao-Bohne bis zur fertigen Schokolade vor sich geht. Wussten Sie, dass ein Grossteil der Kakaobohnen für unsere berühmte Schweizer-Schoggi aus Ecuador stammt?
Am Nachmittag führt mich mein Reiseleiter und Fahrer Fabian in ein Schmetterlingshaus und zeigt mir einen wunderschönen Orchideen- und Bromelien-Garten. Anschliessend besuchen wir ein Kolibri-Haus und können die winzigen, farbigen Vögel mit ihrem kraftraubendem Flugstil beim Nektarsaugen beobachten. Mindo ist ein wahres Paradies für Natur- und Vogelliebhaber!
Am morgen früh holt mich Paola, meine deutschsprachige Reiseleiterin und Fahrerin, im Hotel in der Altstadt von Quito ab. Der Verkehr um diese Uhrzeit ist dicht und ich bewundere Paola, wie sie entspannt und gekonnt unseren Wagen durch die schmalen Gassen schlängelt. Durch die vielen Staus hätten wir beinahe meinen Zuganschluss in Ibarra, der Hauptstadt der Provinz Imbabura im Norden Ecuadors, verpasst. In letzter Sekunde schwinge ich mich auf den Zug und wir rattern in Richtung Nordwesten, in die afro-ecuadorianische Stadt Salinas, los. Unterwegs passieren wir viele verschiedene Klimazonen, sehen Vulkane, karge und grüne Landschaften und zahlreiche Zuckerrohrplantagen, eine der Haupteinnahmequellen dieser Region.
Plötzlich wird es im Waggon stockfinster. Der «Tren de la Libertad» fährt gerade durch einen Tunnel, es fühlt sich wie eine Fahrt in der Geisterbahn an. Bald rattern wir jedoch über eine grosse Bogenbrücke bevor der Zug wieder im nächsten Tunnel verschwindet. Rund 90 Minuten dauert die Zugfahrt von Ibarra nach Salinas, es geht kontinuierlich bergab und wird fortwährend wärmer. Salinas liegt 600 Meter tiefer als Ibarra auf rund 1.600 m.ü.M. Dort angekommen werden wir herzlich von fröhlich tanzenden Einheimischen – hauptsächlich Afro-ecuadorianern – empfangen. Sie geben uns einen kleinen Einblick in ihre Kultur. Einmal pro Tag, eben, wenn wie soeben der Zug einfährt, erwacht das verschlafene Städtchen Salinas zum Leben.
Paola, die mir mit dem Auto gefolgt ist, holt mich wie vereinbart in Salinas ab und nach einem stärkenden Mittagessen (zur Vorspeise «Locro», eine ecuadorianische Kartoffelsuppe, zum Hauptgang Quinoa und Gemüse und einen frischen Fruchtsaft) fahren wir eine weitere Stunde über Schotterpisten zu meiner im Voraus gebuchten Hacienda.
Die Hacienda Pimán stammt aus dem 16. Jahrhundert und gehört zu den ältesten Haciendas des Landes. Hier soll sogar der südamerikanische Unabhängigkeitskämpfer Simón Bolívar auf seinem Weg von Kolumbien südwärts übernachtet haben. Auf den ersten Blick scheint die Hacienda ein bisschen in die Jahre gekommen zu sein, doch als mich der Besitzer herumführt, entdecke ich interessante Antiquitäten und Gemälde, schlendere durch einen grosszügig angelegten Garten mit alten Bäumen und exotischen Pflanzen und ruhe mich anschliessend im liebevoll eingerichteten Zimmer aus.
Am folgenden Tag holt mich Paola frühmorgens ab und wir machen einen Ausflug in den nahegelegenen Nationalpark «El Angel». Es geht stetig hoch in den Páramo auf knapp 4.000 Meter, eine der aussergewöhnlichsten Naturlandschaften Ecuadors. Während einer stündigen Wanderung zu einer kleinen Lagune bestaunen wir die endemischen Schopfpflanzen (auf Spanisch «Frailejónes»), die zur Sonnenblumenfamilie gehören und bis zu 7 Meter hoch werden können!
Auf dem Rückweg besuchen wir die Grotte von La Paz mit der heiligen Jungfrau, eine Tropfsteinhöhle, welche auch als Kapelle genutzt wird. Die Religion spielt in Ecuador nach wie vor eine zentrale Rolle, über 80 % der Bevölkerung sind Anhänger des römisch-katholischen Glaubens.
Anderntags holt mich wiederum Paola ab und chauffiert mich in die Region Zuleta. Die Hacienda aus dem späten 17. Jahrhundert liegt auf 2.800 m.ü.M. und ist seit mehr als 100 Jahren im Besitz der Familie von Herrn Galo Plaza Lasso, einem ehemaligen Präsidenten Ecuadors. Das Landgut ist immer noch ein bewirtschafteter Bauernhof mit Rindern, Schafen, Pferden und verfügt über 200 Hektar Weideland. Auf der Hacienda arbeiten fast ausschliesslich indigene Einheimische aus dem Dorf Zuleta.
Am Nachmittag mache ich mit Pablo einen Ausritt über das 4.000 Hektar grosse Umland zu einem Areal, in dem ein Rehabilitationsprogramm für den bedrohten Andenkondor durchgeführt wird. Leider werden auch in Ecuador immer noch Kondore mit Ködern vergiftet oder erschossenen. Hier jedoch werden die Greifvögel geschützt, versorgt und die Jungvögel aufgezogen. Mit etwas Glück bekommt man in dieser Landschaft auch Brillenbären zu sehen. Wieder zurück in der Hacienda erwartet mich mit weiteren Gästen ein leckeres Abendessen mit vielen frischen, biologischen Zutaten aus dem eigenen Gemüsegarten.
Am nächsten Morgen zeigt mir Mauricio die hauseigene Käsefabrik. Hier werden verschiedene Käsesorten nach Schweizer Rezept hergestellt – Geschmackstest bestanden.
Zurück in der Hauptstadt treffe ich mich mit einer Arbeitskollegin (Marie) eines deutschen Reiseveranstalters. Die nächsten zwei Wochen werden wir gemeinsam verbringen.
Am Tag darauf machen wir einen Ausflug an den wohl bekanntesten Indiomarkt Südamerikas, dem Otavalo Markt. Auf der «Plaza de Ponchos» gibt es eine breitgefächerte, farbenfrohe Auswahl an originellem Kunsthandwerk und Webartikeln wie Hüten, Ponchos, Strickjacken, Taschen u.v.m. Die Zeit und die beschränkte Kapazität im Koffer reichen leider nicht für einen Grosseinkauf, trotzdem ergattern wir nach einigem Feilschen das ein oder andere Souvenir.
Anschliessend besuchen wir den Kratersee Cuicocha (zu Deutsch «Meerschweinchensee») am Fusse des Cotocachis mit einem Durchmesser von etwa drei Kilometern. Der Kratersee hat vier Lavadome aus Dazit und zwei steile, bewaldete Inseln, die nicht betreten werden dürfen. Während einem kurzen Rundgang geniessen wir die spektakuläre Aussicht.
Am folgenden Tag nehmen wir uns Zeit, die historische Altstadt Quitos mit seinen antiken Kirchen und Gebäuden zu besuchen. Vom Hügel «Panecillo» mit der grossen Jungfrauen-Statue geniesst man einen fantastischen Überblick über die Stadt. Die Anhöhe teilt Quito in seine kontrastierenden Zonen: die historische Altstadt, den modernen, aufstrebenden Norden und den ärmlicheren Südteil.
Nachmittags fahren wir zum «Mitad del Mundo», der Mitte der Welt. Diese besteht aus einem Park mit dem pompösen Äquatormonument und dem etwa 240 Meter entfernten geografischen Mittelpunkt der Erde. Moderne Landvermessungsmethoden mit GPS-Daten zeigen, dass sich der Franzose Charles Marie de la Condamine mit seinen Messungen 1736 geirrt hatte. Das Äquatormonument wurde deshalb zu weit südlich erbaut.
Heute statten wir dem Cotopaxi Nationalpark mit dem gleichnamigen Vulkan einen Besuch ab. Der Cotopaxi ist nach dem Chimborazo mit 5.897 Metern der zweithöchste Vulkan des Landes und einer der höchsten der Erde. Auf der Strecke von Quito in Richtung Süden nach Guayaquil – auch gerne «Strasse der Vulkane» genannt – findet man weitere imposante Vulkane und Kraterseen. Leider haben wir etwas Pech mit dem Wetter und der Cotopaxi versteckt sich hinter einer dichten Wolkendecke.
Auf dem Rückweg machen mir einen Halt bei einer Rosenplantage und der Guide erzählt uns viel über den Anbau, Pflege, Weiterverarbeitung und den Export der Rosengewächse. Diese sind ein beliebtes Exportgut, vor allem kurz vor Valentinstag boomt das Geschäft mit der «Königin der Blumen».
Die nächsten beiden Tage verbringen Marie und ich auf dem «Travel Mart Latin America», einer der bedeutendsten Tourismus-Messen Lateinamerikas. Wir lernen viele spannende neue Produkte und Geschäftspartner kennen.
Nach zwei intensiven Tagen an der Messe erwartet uns bereits das nächste Abenteuer: der Amazonas ruft! Nach einem halbstündigen Flug von Quito nach Coca werden wir von unserem Guide Gabriel am Flughafen abgeholt und mit dem Schnellboot innert ca. 2 Stunden über den Napo-Fluss zum Lodge-Eingang in der Nähe des Yasuni Nationalparks gefahren. Unterwegs passieren wir mehrere Ölraffinerien, die bedauerlicherweise das Landschaftsbild verschandeln. Erdöl gehört seit einigen Jahren zu den Haupteinnahmequellen des Landes.
Am Lodge-Eingang stehen drei Kanus für uns bereit, mit denen wir durch einen Nebenarm des Flusses in einer halben Stunde zur Unterkunft gepaddelt werden. Dort erwartet uns die reinste Idylle: Eine tiefblaue Lagune umgeben von dichtem Urwald. Vogelgezwitscher und Grillengezirpe, dazu begrüssen uns gedämpfte Affenlaute aus der Ferne. Das Resort wurde aus natürlichen Materialien gebaut und fügt sich wunderschön in die Umgebung ein. Wir werden mit einem leckeren Apéro und Willkommens-Drink begrüsst. Derweil versorgt uns der Guide bereits mit ersten Informationen.
Am Abend steht bereits die erste Nachtwanderung auf dem Programm: in der Dunkelheit mit Taschenlampen ausgerüstet entdecken wir viele verschiedene Reptilien wie Frösche und Eidechsen, aber auch Grillen, Spinnen und Fledermäuse. Die klassisch herzigen Tiere lassen noch auf sich warten.
Um 5 Uhr morgens klingelt bereits wieder der Wecker und nach dem Frühstück machen wir uns mit dem Kanu und zu Fuss auf den Weg zum 40 Meter hohen Aussichtsturm. Oben angekommen realisieren wir erst die Weitläufigkeit des Urwalds. Über den Baumkronen haben wir die ideale Aussicht, um die soeben erwachten Vögel und Affen bei ihrem Treiben zu beobachten. Sobald die Sonne höher am Himmel steht und die Moskitos aktiver werden, kehren wir zu unserer Lodge zurück und geniessen eine kleine Siesta.
Am späten Nachmittag zeigt uns Gabriel ein zweites Highlight: die 300 Meter lange Hängebrücke. Hier fühlt man sich, als ob man über den Bäumen schweben würde. Frei wie ein Vogel.
Schliesslich werden wir abgeholt und mit dem Schnellboot und Kanu zur nächsten Lodge gebracht. Hier erleben wir drei weitere spannende Tage mit verschiedenen Aktivitäten im Dschungel. Es gibt unter anderem ganz viele Tiere zu sehen: Affen, Faultiere, Tukane, Papageien, Eulen, vielerlei Wasservögel, Kaimane, Schildkröten und Reptilien. Die Tiere im Amazonas sind sehr wild, scheu und nicht an Menschen gewohnt. Daher hängt es immer stark von den Umständen ab, welche Tiere sich wann blicken lassen.
Auf dem Rückweg nach Coca machen wir einen Halt bei den Lehmsteinen im Nationalpark Yasuni. Das Schutzgebiet gehört zu den globalen Biodiversitäts-Hotspots. Hunderte von bunten Papageien fliegen zu diesen Lehmmauern und lecken sie emsig. Wie ist dieses seltsame Verhalten zu erklären? Nun, die tropischen Vögel ernähren sich hauptsächlich von Früchten, die von Natur aus viel zu sauer für sie sind. Die Säure schwächt ihr Immunsystem und beeinflusst zudem negativ die Funktionalität der Leber. Weil Lehm aber einen höheren pH-Wert aufweist und somit basisch ist, gleicht er die Säure wieder aus. Ein Wunder der Natur!
Bevor wir auf die Galapagos-Inseln fliegen, übernachten wir nochmals in der Hauptstadt in einem Hotel in der Nähe des Flughafens. Bei Tagesanbruch begeben wir uns zum Flughafen, von wo aus uns das Flugzeug innert 2.5 Stunden in eine komplett andere Welt entführt. Nach Ankunft am Flughafen auf der Insel Baltra begeben sich alle Reisende durch eine Kontrolle. So wird sichergestellt, dass keine artfremden Pflanzen oder Tiere auf die Inseln eingeschleppt werden. Die Galapagos-Inseln sind ein fragiles Ökosystem. Der Nationalpark umfasst 97 % der Landfläche der Inseln, sowie 99 % der sie umgebenden Gewässer sind streng geschützt.
Eine kurze Busfahrt bringt uns zum Hafen, wo wir unser Gummimotorboot «Panga» besteigen und zu unserem Katamaran befördert werden. Hier erhalten wir erste Sicherheitsinstruktionen von unserem Guide Marco und geniessen daraufhin ein reichhaltiges Mittagessensbuffet.
Danach findet bereits die erste Exkursion ins Landesinnere statt. September gehört noch zur kühleren, dafür aber mehrheitlich trockenen Saison. Der grosse Vorteil während dieser Jahreszeit die Galapagos-Inseln zu besuchen ist indes, dass die reelle Chance besteht, viele Tierbabys zu sehen. So können wir etliche junge Seelöwenbabys aus der Nähe studieren und entdecken zahlreiche nistende oder bereits geschlüpfte Vögel. Was für ein Vergnügen, Blaufusstölpel bei ihrem amüsanten Balztanz zuzusehen und die Prachtfregattvögel mit ihren roten, aufblasbaren Kehlsäcken zu beobachten, wie sie versuchen, die Weibchen zu beeindrucken!
Nachmittags besuchen wir North Seymour vor der Nordküste Baltras. Es handelt sich um eine flache und tiefliegende Insel, die aufgrund von submarinen Lavaerhebungen entstanden ist. Mit niedriger und buschiger Vegetation bedeckt, bietet der Archipel eine ideale Heimat für Prachtfregatten und den lustigen Blaufusstölpel.
Nachts verschieben wir uns von der Insel Baltra weiter nördlich zur Insel Genovesa. Der Kapitän sagte eine stürmische, wilde Nacht an. Glücklicherweise werden wir aber vom Unwetter verschont und erreichen das Festland frühmorgens mit viel Sonnenschein. In den Morgenstunden besichtigen wir El Barranco im südlichen Teil der Darwin Bucht auf der Insel Genovesa. Der Weg führt uns über vulkanisches Gestein und hat eine Länge von 1.5 km. Die einstigen Lavaströme erodierten im Verlauf der Entwicklungsgeschichte und machen sie jetzt zum idealen Nistgebiet für Sturmschwalben. Im Gestein gut getarnt können wir sogar eines der wichtigsten Raubtiere der Insel erkunden, eine Sumpfohreule.
Noch vor dem Mittagessen machen wir uns daran, die Unterwasserwelt der Galapagos zu inspizieren. Mit Neopren-Anzug, Schnorchel und Finnen ausgerüstet tauchen wir in eine bunte, vielfältige Bilderwelt ein. Vor unseren Taucherbrillen tummeln sich allerlei Fischarten, Wasserschildkröten, Haie und Mantas. Mein persönliches Highlight ist das Schwimmen mit den verspielten Seelöwen!
Frisch gestärkt vom reichhaltigen Mittagsbuffet suchen wir die wunderschöne Darwin Bucht auf – benannt nach dem Naturwissenschaftler Charles Darwin, der den Grundstein der Evolutionstheorie gelegt hat – mit seinem weissen, korallsandigen Strand. Ein wahres Paradies für Vogelbeobachter. Es gibt hier Rotfusstölpel, maskierte Tölpel, Lavamöven, Reiher und viele andere Vögel zu sehen.
Frühmorgens erreichen wir Santa Cruz, die zweitgrösste Insel des Archipels. Wir begeben uns zu den beiden kleinen Inselchen Plaza unweit der Ostküste. Hier lassen sich einige der interessantesten und bemerkenswertesten Tiere des Archipels wie Landleguane, Seelöwen und Gabelschwanzmöven, auskundschaften.
Santa Fe liegt im südöstlichen Teil des Archipels. Diese Insel hat sich aus einer Erhebung gebildet und ist nicht vulkanischen Ursprungs, deshalb ist sie grösstenteils flach. Es gibt einige Theorien, die besagen, dass Santa Fe die älteste Insel des Archipels ist. Das Eiland ist die Heimat einer Reihe von endemischen Tierarten wie des Galapagosfalken, der Galapagosschlange, der Galapagosspottdrossel, der Reisratte sowie einer der beiden Arten der Landleguane. Falls Sie einmal den Namen eines Tieres nicht wissen sollten, setzen Sie vor den Begriff einfach entweder Galapagos-, Darwin- oder Lava- und ich versichere Ihnen, dass Sie dann mit ziemlicher Sicherheit richtig liegen .
Traurig, aber wahr. Heute steht bereits unser letzter Tag an. Wir ankern bei der Insel San Cristóbal, wo sich der zweite Flughafen der Inselkette befindet. Morgens besuchen wir das Brut- und Aufzuchtzentrum der San Cristobalschildkröten, benannt nach Jacinto Gordillo, dem seinerzeitigen Siedler. Die natürliche Population der Schildkröten ist durch eingeführte Tiere wie Wildziegen, Ratten und Katzen ernsthaft bedroht. Die San Cristóbal-Schildkröten sind eine der 11 Populationen der Galapagos-Schildkröten. Sie paaren sich einmal im Jahr und die Weibchen legen zwischen 12 und 16 Eier. Diese werden sofort von Park Rangern abgeholt und 30 Tage lang in einer dunklen Box aufbewahrt. Anschließend werden sie 90 bis 110 Tage lang inkubiert (24° C bei Männchen und Weibchen bei 28° C). Danach werden die Jungtiere in die Zuchtställe überführt, wo sie zwei Jahre lang verbleiben, bis sie schliesslich in ihren natürlichen Lebensraum (nordöstlich von San Cristóbal) gebracht werden. Unglaublich, wie riesig diese anfangs kleinen Schildkröten werden können!
Nach unserer letzten Exkursion werden wir per Bus zum Flughafen von San Cristóbal gefahren. Die Rückreise in die Schweiz trete ich mit vielen unvergesslichen Erlebnissen und Eindrücken an. Alltag, du hast mich wieder, aber jetzt bereichert mit unzähligen magischen Reiseerinnerungen.
Livia Eberle September 2019