Im Mai bereiste Nadine Eberle auf einer 11-tägigen Reise den achten Kontinent Madagaskar und ist begeistert zurückgekehrt. Die vielfältige Natur und die Herzlichkeit der Madagassen haben es ihr besonders angetan.
Früh am Morgen fliege ich mit Air France via Paris nach Antananarivo, wo ich am späten Abend lande. Gleich zu Beginn werde ich mit dem Motto der Insel bekannt gemacht. „Mora Mora“ was so viel bedeutet wie „langsam langsam,“ dies ist bei der Einreise angesagt. Gute zwei Stunden später treffe ich am Ausgang auf den Fahrer und die restlichen Reiseteilnehmer und wir fahren zum Stadthotel, wo wir die erste Nacht verbringen.
Ausgeruht und gespannt starten wir am frühen Morgen unsere Reise. Das Klima ist einiges kühler als erwartet, und so ziehen wir unsere wärmsten Pullover an und machen uns auf dem Weg zu einem Aussichtspunkt. Dort angekommen, wird uns erst bewusst wie riesig die Hauptstadt ist. Die lebendige Stadt ist geprägt von steilen Pflastersteinstrassen, bunten Märkten, dichtem Verkehr und unzähligen Menschen. Wir verabschieden uns vom Stadttrubel und machen uns auf den Weg ins zentrale Hochland. Die abwechslungsreiche Fahrt führt uns vorbei an riesigen Granitfelsen und grünen Reisfeldern. Unterwegs halten wir bei einem Craft Market, wo diverse Korbwaren hergestellt und verkauft werden.
Am Morgen erkunden wir die Stadt Antsirabe, welche wegen den zahlreichen heissen Quellen auch „die Stadt des Wassers“ genannt wird. Wir besuchen ein lokales Projekt, wo aus verschiedenen Restmaterialen Miniaturen z.B. kleine Fahrräder hergestellt werden. Daneben sehen wir Frauen beim Sticken zu. Bei einem nächsten Halt wird uns gezeigt, wie man aus Zebu Hörnern (Büffelart) Löffel, Schmuck und diverse andere Gebrauchsgegenstände herstellt. Wir sind fasziniert von der Fingerfertigkeit der Handwerker!
Früh am Morgen geht es weiter in den Ranomafana Nationalpark. Hier machen wir uns auf einer 3-stündigen Wanderung durch den Regenwald auf die Suche nach Lemuren, Chamäleons, Fröschen und Vögeln. Vor allem der vom Aussterben bedrohte Bambus-Lemur steht im Fokus. Unser Guide verblüfft uns immer wieder mit seinen Entdeckungen. Im dichten Wald findet er einfach alles! Nach einer Weile spüren wir den ersten Lemuren ganz oben in einer Baumkrone auf. Wir sind ganz aus dem Häuschen, denn wir ahnen noch nicht wie viele und vor allem wie nahe wir die Tiere im Verlauf der nächsten Tage noch sehen werden.
Beim morgendlichen Besuch des Anja Reserves, sehen wir unzähligen Katta Lemuren beim Spielen und Herumspringen. Hier hätte ich stundenlang verweilen können… Die Reise führt uns aber weiter in den Süden, wo die Temperaturen immer wärmer werden und sich das Landschaftsbild komplett verändert. Die üppig grünen Wälder verschwinden langsam und es wird immer trockner und staubiger. Mitten im Nirgendwo besuchen wir eine kleine Schule und werden von strahlenden Kinderaugen begrüsst. Gerührt lauschen wir dem französischen Begrüssungslied, welches sie für uns zum Besten geben. Die Kinder laden uns ein ihr Dorf zu besuchen, um einen Einblick in das tägliche Leben zu bekommen. Ich bin überwältigt von so viel Herzlichkeit und würde am liebsten den ganzen Nachmittag mit den Dorfbewohnern verbringen. Wir haben aber noch eine längere Strecke vor uns und so machen wir uns auf den Weg Richtung Ranohira und treffen dort am späten Vormittag ein. Kurz vor dem Sonnenuntergang erreichen wir „The Window“, eine Felsformation mit einem Fenster in der Mitte. Bei Sonnenuntergang scheint die Sonne hindurch und eine mystische Stimmung entsteht. Wir übernachten im Releis de la Reine, meiner absoluten Lieblingsunterkunft während der ganzen Reise!
Heute unternehmen wir eine wunderschöne Wanderung durch den Isalo Nationalpark. Zu Beginn führt der Weg durch den dichten Wald, vorbei an kleinen Bächen und einer vielfältigen Flora. Danach steigt der Weg steil an und führt uns auf ein Plateau. Von hier haben wir eine tolle Aussicht auf die tiefen Schluchten und bizarren Sandsteinfelsformationen des Parks. Der Weg führt dann langsam bergab zurück in den Wald, wo wir uns in einer natürlichen Quelle mit Wasserfall abkühlen. Ein wahres Paradies! Kurz vor Ende der Wanderung laufen uns eine Gruppe von Katta Lemuren über den Weg und gleich darauf sehen wir den Verreaux Sifaka Lemur, welcher sich tanzend fortbewegt.
Nach einem stärkenden Mittagessen wagen wir uns an den La via Ferrata, ein Parcour bei welchem man gesichert an Stahlseilen den steilen Klippen entlangläuft. Die Aussicht von hier oben ist ein Traum! Leider beginnt es plötzlich heftig zu regnen, weshalb wir bereits in der Hälfte abbrechen müssen und zurück zu unserer Unterkunft rennen. Den Abend lassen wir bei einem Sundowner auf der Terrasse und einem ausgezeichneten Abendessen in der Lodge ausklingen.
Der heutige Weg führt uns entlang einer geraden Strasse durch ein sehr trockenes Gebiet, vorbei an riesigen Baobab Bäumen in Richtung Meer. Obwohl die Strasse im Vergleich zu den letzten Tagen in einem guten Zustand ist, hat unser Bus auf halber Strecke einen Platten. Während unser Fahrer den Pneu mit viel Handgeschick wechselt, werden wir von einer Gruppe Madagassen neugierig gemustert. Im Badeort Ifaty angekommen gelangen wir das erste Mal auf unsere Reise ans Meer. Im Juli und August kann man hier mit etwas Glück Wale beobachten. Wir machen einen Strandspaziergang und lauschen dem Meer, während die Sonne in den schönsten Orangetönen untergeht.
Wir fliegen von Tulear nach Antananarivo. Hier verbringen wir erneut eine Nacht in der Hauptstadt. Geplant war der Flug eigentlich erst am Abend, jedoch hat Air Madagaskar den Flug spontan auf den Morgen verschoben, womit wir unser Programm etwas anpassen müssen. Solche kurzfristigen Änderungen sind leider keine Seltenheit in Madagaskar. Zurück in Tana besuchen wir einen grossen Craft Market mit unzähligen Ständen, wo hübsche Souvenirs verkauft werden. Anschliessend besuchen wir den Lemuren Park, wo wir erneut verschiedene Lemuren aus nächster Nähe beobachten können.
Am Morgen besuchen wir den Königshügel Ambohimanga und lassen uns auf einer interessanten Führung die Geschichte der vergangenen Könige von Madagaskar erzählen. Auf dem Weg nach Andasibe besuchen wir den Marozevo Exotic Park. Wir können verschiedene bunte Chamäleons und Schlangen aus nächster Nähe betrachten. In Andasibe angekommen unternehmen wir einen Night Walk durch einen Orchideen Garten. Im Schein der Taschenlampen entdecken wir Lemuren und Chamäleons.
Nach dem Frühstück besuchen wir das Vakona Reserve, auch Lemuren Insel genannt, da man das Reserve nur mit einem kleinen Kanu erreichen kann. Die Lemuren meiden das Wasser und verlassen deshalb die Insel nicht. Es dauerte keine Minute und schon springt mir der erste Brown Lemur auf die Schulter. Neugierig mustert er mich und klettert auf meinem Kopf herum. So süss die Lemuren auch sind, ich betrachte sie dann doch lieber in der richtigen Wildnis. Das machen wir dann auf einer Wanderung durch den Analamazaotra Nationalpark. Wir kämpfen uns durch den dichten Regenwald und suchen den Indri Indri Lemur. Er ist mit bis zu 90 cm der grösste Lemur auf Madagaskar. Dank seinen lauten und durchdringlichen Schreien sehen wir ihn bald wie er sich von Baum zu Baum schwingt.
Nach einer ca. 3-stündigen, kurvenreichen Fahrt steigen wir von unserem Bus auf ein 4x4 Fahrzeug um damit wir die schlechte Strasse zum See zurücklegen können. Für die 7 km benötigen wir über 30 Minuten! Am See angekommen wartet bereits das Boot auf uns und bringt uns zu unserer Lodge im Palmarium Reserve. Vor dem Abendessen beglückt uns eine lokale Musikgruppe mit madagassischen Liedern und Tänzen. Zur Freude aller Touristen werden wir zum Schluss natürlich aufgefordert mitzutanzen. Widerwillig stelle ich mir eine Blumenvase auf den Kopf und versuche mit den tanzenden jungen Frauen mitzuhalten. Natürlich ohne Erfolg.
Am Morgen wecken uns die schrillen Schreie des Indri Indri Lemurs. Wir machen einen Spaziergang durch das Palmarium Reserve und beobachten jegliche Arten von Lemuren und Pflanzen. Hier muss man die Lemuren definitiv nicht mehr suchen. Neugierig folgen sie uns und sitzen am Nachmittag sogar auf der Terrasse meines Bungalows. Am Nachmittag besuchen wir per Boot ein nahegelegenes Dorf und können hier die Füsse in den wilden Indischen Ozean tauchen.
Bei Dunkelheit machen wir uns das letzte Mal auf die Suche nach einem Lemuren, und zwar dem Nachtaktiven Aye Aye. Er gilt bei den Madagassen als Unglücksbringer sollte man ihn bei Tageslicht antreffen. Als er sich nach einer Weile im Licht der Taschenlampe zeigt, verstehen wir auch wieso. Dieser Lemur zählt wirklich nicht gerade zu den Schönsten und hat etwas Unheimliches an sich. Bei einem Gin Tonic lassen wir den letzten Abend im Regenwald ausklingen.
Heute heisst es Abschied nehmen und wir begeben uns auf die lange Rückreise. Zuerst per Boot dann mit dem 4x4 Fahrzeug und später acht Stunden mit dem Bus fahren wir in die Hauptstadt zurück. Nach einer kurzen Dusche und dem Abendessen werden wir zum Flughafen gefahren und fliegen zurück nach Zürich, wo wir am nächsten Nachmittag erschöpft und voller neuer Eindrücke ankommen.
Eines ist klar - Ich war bestimmt nicht das letzte Mal in Madagaskar!
Mai 2019